Sex, Drugs und Journalismus
Welch ein Vergnügen! Helge Timmerberg (64), für mich der beste Reiseschreiber Deutschlands, stoppte in Solingen und fesselte seine Zuhörer fast drei Stunden lang mit Erzählungen aus seinem ziemlich wilden Leben zwischen Bielefeld, Havanna und dem Himalaya.
In den Achtzigern und Neunzigern war er Top-Mann bei Stern, Tempo, Playboy, Konkret, Bunte, Die Zeit, Geo undundund. Als ich vor Jahren erstmals seine Stories von unterwegs las, fing ich an, die guten Sätze zu unterstreichen. Bald war die Hälfte des Buchs unterstrichen. Und dann schaute ich mir die restlichen Sätze an und stellte fest, dass die eigentlich auch richtig gut sind.
Helge ist der Größte. Literarisch gesehen. Sein Lebenswandel ist eher fürs Eigenmarketing vorteilhaft, denn auch wegen seines Drogenkonsums ist er beliebter Gast in TV-Talkshows. Fest steht: Hemingway empfahl, nüchtern zu recherchieren und mit Whisky zu schreiben. Steven King suhlte mit Kokain in Horrorvisionen und hämmerte sie auf Kokain runter. Charles Bukowski brauchte Bier, Bier, Bier. Und Helge Timmerberg kifft wie Novalis, Schiller und Hesse.
Der Kollege war nie Pauschaltourist. Er traf Menschen, denen andere nie begegnen. Und er schrieb packende Reportagen ohne Tabus, voller Humor, mit Tiefgang.
Seine Basiscamps in der Welt liegen in St. Gallen und Wien. Nach seiner Lesetour will er mit seiner Lebensgefährtin wieder nach Indien. Dorthin, wo vor 45 Jahren eine Stimme zu ihm sagte: Du musst Journalist werden.
Meine Empfehlung: Interview mit Helge Timmerberg. Hier einfach anklicken: Link |