Mittenwald im Gamsbart-Fieber
Was Magdalena Neuner für den internationalen Biathlon-Sport war, ist Johann Schober bei der Gamsbart-Olympiade: ein Medaillen-Sammler.
An der Wand thronen ausgestopfte Gesellen: ein Murmeltier, eine Wasseramsel, ein Auerhahn. Und Urkunden, Grüße, Fotos mit dem Großherzog von Luxemburg. In den Regalen prangen Trophäen aus Silber und Holz. Und Gamsbärte - die Zierde am Hut eines stolzen Bayern. Von seiner kleinen Werkbank in der Stube blickt der Schober Johann auf das mächtige Karwendelgebirge. Dort oben lebt jenes Tier, das ihm mit seinem Fell das Material liefert – die Gams. Seit mehr als 40 Jahren bindet Schober aus den braunen Haaren stattliche Bärte. „Meine zwei größten haben 22 Zentimeter Länge“, sagt er. Seltenheiten.
Das Wildhaarbartbinden gilt als hohe Kunst. Für eine Vielzahl von Arbeitsgängen vom Ausrasieren der Haare über das Waschen und Rupfen bis hin zum Binden werden viele Stunden benötigt. Je nach Fähigkeiten und Fertigkeiten des Binders werden für einen Bart Haare von bis zu zehn Gämsen verarbeitet
„D‘Arbeit, die muass von da kemma.“ Dabei zeigt der Hans zum Herzen. Ein gutes Auge und eine sichere Hand braucht er natürlich auch. Und einen „Mordseifer,“ sein traditionelles Handwerk immer besser machen zu wollen.
In diesem Herbst war Lokalmatador Johann Schober am Olympia-Wochenende in der Mittenwalder Turnhalle der Beste unter den 72 Teilnehmern aus Deutschland, Österreich, Slowenien und der Schweiz. Wieder einmal.
Bleibt er gesund, der Hans, wird der heute 73-Jährige - anders als Magdalena Neuner - in vier Jahren in Bad Goisern noch einmal auf Medaillenjagd gehen. Toi Toi Toi.