Rolf Nöckel - Reisejournalist

Online-Ansicht

„Nöckis Newsletter“ NEUN


Willkommen, Bienvenue, Welcome

zu mehr oder weniger flotten Bemerkungen, taufrischen Artikeln
und ganz persönlichen Beobachtungen auf der Reise des Lebens.

 

Reisen ist Flucht.

Reisen ist Kompensation. 

Reisen ist Kommunikation.

Reisen ist Horizonterweiterung.

Reisen ist Erholung und Regeneration.

Reisen ist gesellschaftliche Integration.

Reisen ist Freiheit und Selbstbestimmung.

Reisen ist Selbsterfahrung und Selbstfindung.

Reisen ist Glück.

 

Vor 30 Jahren traf ich einen ungewöhnlichen Touristiker auf der Reisemesse in Berlin, der mir Jungspund damals mächtig imponierte: Prof. Dr. Jost Krippendorf von der Universität Bern. Seine nicht unumstrittene Tätigkeit als Direktor des Schweizer Tourismusverbands war vorbei. Sein Anliegen als revolutionärer Buchautor und scharfzüngiger Gastredner hingegen war hochaktuell:  das Ringen um ein neues Verständnis von Freizeit und Reisen. 

Mitten im Getümmel einer weltweit boomenden  Sonnenindustrie stand Krippendorf als mahnender Kämpfer gegen Umweltzerstörer und Landschaftsfresser als Aufsehen erregender Exot da, denn 1986 schien die schöne bunte Urlaubswelt noch heile und grenzenlos zu sein. In den meisten wirtschaftlichen Tourismuskreisen jedenfalls  galt Krippendorf  als Nestbeschmutzer.  

„Wir Papierhelden werden müde, weil wir uns heiser bellen, aber die Karawane weiterzieht. Vielleicht sollten wir öfters beißen“, rief er Managern und Politikern zu. Gestern las ich diese Aufzeichnungen, als ich auf dem Dachboden Krippendorfs Buch „Die Ferienmenschen“ wiederfand.  Ein „Alterswerk“, das mit seinen Forderungen und unpopulären Pfeilen auch heute noch ins Schwarze trifft. 

Mein ITB-Bericht aus Berlin für die Westdeutsche Zeitung lag ebenfalls im Buch, das heute als Standardwerk im Reisejournalismus gilt. Meine Überschrift lautete: „Denksprüche weisen den Weg zu einem sanften Tourismus“. Der Artikel hatte mir damals vom Chefredakteur ein Sonderlob eingebracht:  „Anders als die anderen“ und „nicht diese ewigen Erfolgsmeldungen“ und „bleib am Ball“ – das waren Mut machende  Kommentare. 

Zurück zum Buch: In den „Ferienmenschen“ ging Krippendorf der Frage nach, weshalb die Menschen jede Gelegenheit nutzen, um irgendwo hin wegzufahren, Wochenende für Wochenende, Jahr für Jahr. Er wies darauf hin, dass der Massenauszug schnell an Grenzen stößt und der Tourismus nach  bisherigem Muster  auf die Dauer keine wahre Therapie sein könne.  Krippendorfs Vision schon vor drei Jahrzehnten hieß: weg vom Massentourismus, hin zu beseeltem Reisen mit Nachhaltigkeit. 

Prof. Krippendorf,  Ehrenpreisträger der Vereinigung der Deutschen Reisejournalisten, starb 2003 im Alter von 64 Jahren. Der Tourismus hat ihm viel zu verdanken – als Vordenker und Mahner, als Berater und Lehrer, als kritischem Geist mit Weitblick. Und als Menschenfreund, der stets auch die „Bereisten“ im Ferienland im festen Blick hatte. 

Sein Buch liegt jetzt wieder auf meinem Nachttisch als Bettlektüre. Immer noch spannend, auch wenn viele dunkle Seiten des globalisierten Tourismus hinzugekommen sind. „Ferienmenschen“ – als Erinnerung, zum Nachdenken, zum Weiterdenken.

 

Der King lebt – in Bad Nauheim !

Vor 81 Jahren wurde in Tupelo, Mississippi, ein Knabe geboren. Die Mutter war ständig krank, der Vater hatte nur miese Gelegenheitsjobs. Als sich Zwillinge ankündigten, baute der Erzeuger ein ärmliches Holzhaus. In einem der zwei Zimmer kam zunächst Jesse Garon zur Welt, eine Totgeburt. Eine halbe Stunde danach folgte Elvis Aaron. Und der wurde eine Legende: Elvis Presley. Sänger. Schauspieler. Idol. The King. 

Am 16. August 1977 starb Elvis Presley nach einem Leben voller Extreme im Alter von nur 42 Jahren. Zumindest offiziell, denn noch immer melden sich Menschen, die ihn lebend gesehen haben wollen – zum Beispiel im Kurpark von Bad Nauheim in Hessen.  

Hier lebte Elvis ab Oktober 1958, leistete seinen Militärdienst bis März 1960  im Nachbarstädtchen Friedberg. Eine Woche nach dem Sänger trafen auch sein Vater, seine Großmutter sowie zwei Freunde und Leibwächter ein. Der Clan mietete sich im Bad Nauheimer Hotel Grunewald eine ganze Etage. Im Elvis-Zimmer Nr. 10 erklingt heute noch das einzige Lied, das der King auf Deutsch einspielte: „Muss i denn zum Städtele hinaus.“

Elvis-Flair überall. Direkt neben dem Hotel erinnert auf dem Elvis-Presley-Platz die „Elvis-Stele“ an den King. Sie ist Wallfahrtsort für alle Fans, die Blumen und Botschaften in allen Sprachen der Welt niederlegen. Vor allem beim European Elvis Festival kommen die Lovers in Scharen: Girls (einige  knackige 70!) in Petticoats, Doubles mit fetten Koteletten im glanzpolierten Cadillac, Opas mit Enkeln, 20-Jährige mit Elvis-Tattoo auf der Schulter: „Love me tender – forever“. 

Führungen auf den Spuren von Elvis gibt es in Bad Nauheim das ganze Jahr über, doch das Festival rund um seinen Todestag - in diesem Jahr vom 15. bis 21. August - ist das absolute Highlight für Music Lovers, die Elvis von  „Jailhouse Rock“ über „Aloha from Hawaii“ bis zu „In the ghetto“ begleitet haben. Auf dem Programm: Live-Konzerte, Filmvorführungen, Oldtimer-Paraden, Modenschauen, Doppelgänger-Wettbewerbe, Verkaufsstände mit Souvenirs, Platten, DVDs, Kleidern und Schuhen der Fünfziger Jahre - und als Höhepunkt eine Fackelwanderung zu Mitternacht an Elvis Todestag. Rock` n Roll wird zum Lebensgefühl und Sound der ganzen Stadt. 

Wer’s gern süß mag, kann seinem Idol in Bad Nauheim auch kulinarisch folgen: Im Café Bienenkorb wird noch immer eine leckere Elvis-Schoko-Torte gebacken, die er an seinem 24. Geburtstag probiert hat. Oder wie wär’s mit einem Memphis-Burger im Hound Dog Diner?  

Elvis lebt. Natürlich in seiner Musik. In seiner Villa Graceland in Memphis und in Bad Nauheim in seinem „European Home“. Und in den Herzen der Menschen sowieso. 

Anekdote aus einem Solinger Altenheim, wo ich im vergangenen Jahr zehnmal zu Gast war und kleine Vorträge über Reisen in alle Welt halten durfte – auch über Amerika und Elvis, den ja alle aus ihrer Jugend noch in Erinnerung haben sollten:

„Ach, das hat er schön gesungen, das mit dem Städtele, der Elvis“, sagte eine Patientin. „Wer?“ fragte eine andere Bewohnerin. „Na, der Elvis Presley.“ Nächste Frage: „Hat der hier auch ein Zimmer?“

 

Liebe newsletter-Freunde, 

nach meiner krankheitsbedingten langen Pause freue ich mich auf die nächsten zwei Lesungen in Solingens Kultkneipe Al B’Andy Ende August. Alles weitere dazu auf meiner website. Just click: www.noeckel.org

Ihnen allen immer eine gute Reise – 

Rolf Nöckel

HINWEIS: Alle bisherigen Newsletter können Sie nachlesen auf meiner Webseite unter dem Button "Veröffentlichungen-Newsletter". 
 

zu Nöckis Webseite

Um den Newsletter abzubestellen, klicke hier.