Blauweißer Fischerkittel, weite Latzhose, grau melierter Wuschelbart und verschmitzt funkelnde Augen unter der Schifferkappe: So sieht ein echter Seebär aus. „Alle Mann an Bord! Erleben Sie Rügens berühmte Kreideküste vom Hochsee-Kutter Kalinin aus!“ Kapitän Helmut begrüßt jeden seiner Passagiere im Hafen von Sassnitz mit kräftigem Handschlag. Und natürlich einem flotten Spruch op Platt: „Nou, mien Jong, häs‘ Du schoun massich Appetit auf dat leckere Käpt‘ns-Dinner?“ Damit meint er Räucherfisch im Brötchen und einen kräftigen Schluck aus der Schnapsbuddel. Es ist zwar erst Viertel nach Elf, aber: Wat mutt, dat mutt.
Bei Helmut weiß man nie, ob sein Schnack wahr ist oder Seemannsgarn. Finanziell über die Runden kommt Käpt‘n Blaubär nur, weil neben den Ausflugsfahrten die Bestattungen auf See zum aufstrebenden Geschäft geworden sind. „Auf Wunsch halte ich auch die Trauerrede und besorge einen Trompeter, der so aussieht wie der selige Hans Albers.“
Helmut erzählt Döntjes: „Die Angehörigen kommen Gott sei Dank immer wieder, werfen Blumen an der Stelle ins Meer, wo die Urne versenkt wurde. Hertha, eine liebe Witwe aus Krefeld, kommt an jedem Jahrestag, holt eine Flasche Bier aus der Kühltasche, schüttet die Hälfte in die Ostsee, sagt ‘Prost, mein lieber Heinz‘ und trinkt selbst den Rest. Und das ist garantiert kein Seemannsgarn!“
Erschienen in Clever Reisen 04/16: Der Seebär